27 Jahre Schwarzgurt, eine historische Prüfung und der Weg zur Meisterschaft
Am 29. Oktober 2025 hat Großmeister Dr. Andreas Held im YU-Resort in Kenia seine 7. DAN-Prüfung erfolgreich abgelegt – eine Auszeichnung, die nur wenige Taekwondo-Meister weltweit erreichen. Im exklusiven Interview spricht er über die Bedeutung dieser Graduierung, die Herausforderungen der Prüfung und seine Vision für die Zukunft des traditionellen Taekwondo.
Was bedeutet der 7. DAN im Taekwondo?
Der 7. DAN ist einer der höchsten Meistergrade im traditionellen Taekwondo und steht für jahrzehntelange Hingabe, Disziplin und tiefes Wissen. Doch was genau bedeutet es, diesen Rang zu erreichen?
„Wenn jemand den 7. DAN erreicht, dann sieht man von selbst, dass die Person sehr geduldig ist, sehr diszipliniert und Taekwondo liebt“, erklärt Großmeister Dr. Held.
Diese Graduierung steht für jahrzehntelange Hingabe, denn der Weg zum 7. DAN ist lang und fordert absolute Konsequenz. Der Weg beginnt mit dem 1. DAN – für Großmeister Dr. Held war das im Jahr 1998 – und führt über festgelegte Zeitabstände durch alle weiteren Grade: zwei Jahre bis zum 2. DAN, drei weitere Jahre bis zum 3. DAN, dann vier, fünf, sechs und schließlich sieben Jahre bis zum 7. DAN. „Also wenn du es zusammenzählst, siehst du, wie viele Jahre da zusammenkommen“, sagt er. „Das heißt sich 27 Jahre kontinuierlich, täglich mit Taekwondo zu beschäftigen, es weiterzugeben, zu alle DAN Prüfungen dazwischen anzutreten – erst dann qualifiziert man sich zur 7. DAN Prüfung.“
Der 7. DAN steht für Großmeister Dr. Held symbolisch für Wissen, Weisheit und Weitsicht – Eigenschaften, die sich nicht über Nacht entwickeln, sondern über Jahrzehnte hinweg reifen müssen.
Die Zahl Sieben als Symbol für Erneuerung
Die Zahl Sieben hat für Großmeister Dr. Held eine besondere Bedeutung, die weit über die Graduierung hinausgeht. „Für mich persönlich hat die Zahl Sieben eine sehr spezielle Bedeutung, weil gewissen Weisheiten folgend erneuert sich ja unser Organismus alle sieben Jahre komplett neu. Das heißt, keine Zelle ist mehr gleichgestellt – jede Zelle in unserem Körper hat sich erneuert.“
Diese körperliche Erneuerung geht für ihn Hand in Hand mit emotionalem und geistigem Wachstum. „So glaube ich auch, dass wir uns nicht nur körperlich alle sieben Jahre neu erneuern, sondern auch wachsen in der Emotionskontrolle, in der Emotion selbst, im Spirituellen, im Mindset. Und genauso eine tiefe Bedeutung hat für mich auch die Zahl Sieben beim 7. Meistergrad.“
Der 7. DAN ist daher für ihn kein Endpunkt, sondern ein Neubeginn. „Es ist nicht ein Ziel, noch ein Meilenstein. Für mich ist der Weg das Ziel. Es ist einfach auf dem Weg, den ich beschreite, ein Punkt, den ich erreicht habe, aber jede Erreichung einer höheren Graduierung bedeutet auch wieder Wachstum – Wachstum in eine neue Ebene. Daher sehe ich es als Neubeginn, als Neuanfang.“
Eine Prüfung als Zeugnis von 35 Jahren Taekwondo
Anders als bei niedrigeren DAN-Graden kann die 7. DAN-Prüfung frei gestaltet werden. Jeder Großmeister entscheidet selbst, wie er sein Können und seine jahrzehntelange Erfahrung präsentiert.
„Für mich war die 7. DAN-Prüfung mehr eine Art Zeigen des Könnens aus der Vergangenheit„, erklärt Dr. Held. „Ich habe hier einfach versucht, als Vorbildfunktion zu dienen. Ich bin 51, und ich wollte aufzeigen, welche Dinge auch mit 51 noch möglich sind.“
Aus seinem Repertoire der letzten 35 Jahre präsentierte er Techniken, Hyongs (Formen), Bruchtests, Elemente aus Selbstverteidigung und Akrobatik und atemberaubende Kicks – alles auf höchstem Niveau.
„Mit 25 konnte ich noch andere Dinge“, gibt er lachend zu. „Aber ich habe gezeigt, was ich kann und was ich in meinem Alter noch kann. Ich habe mich nicht bewusst an grenzüberschreitende Dinge gewagt, sondern eher gezeigt, was ich beherrsche.“
Die Herausforderungen der Prüfung
Auch für einen erfahrenen Großmeister wie Dr. Andreas Held war die 7. DAN-Prüfung keine leichte Aufgabe. Besonders die Länge der Prüfung und die Akrobatik-Elemente forderten ihn heraus. „Thema war natürlich auch zu schauen: die ganzen Akrobatik-Elemente, die drin sind, ob ich die gut meistere, natürlich auch die Länge der Prüfung, weil du doch während der Prüfung die ganze Zeit im high intense Bereich bist. Aber das lief alles gut. Ich habe mich ja entsprechend gut vorbereitet – bzw. ich bin eigentlich immer vorbereitet. Das, was ich in der Prüfung gezeigt habe, könnte ich jederzeit zeigen.“
Eine besondere Herausforderung stellten die Bruchtests dar: „Ich konnte keine Bretter oder Steine mitnehmen, weil ich länger unterwegs war. Ich wusste nicht, ob die Steinplatten funktionieren würden, weil das hier in Kenia ein Gestein ist, das ich nicht kenne.“
Die Spannung war groß – doch die erste Steinplatte ging beim ersten Kick durch.
„Die drei Steinplatten mit dem Ellbogen – wie man bei der Prüfung gesehen hat – da durfte ich ein paar Mal ran, bis sie durchgebrochen sind. Ging dann aber auch durch.“, erinnert er sich schmunzelnd.
Als die Prüfung vorbei war, empfand Dr. Held vor allem Stolz. „Ich war natürlich stolz auf mich, den Weg so lange gegangen zu sein und die sehr hohe Graduierung zu erlangen.“
Ein zielstrebiger Weg – aber nicht von Anfang an geplant
Dr. Held ist ein Mensch, der die Dinge, die er anpackt, mit großer Zielstrebigkeit verfolgt. „Ich bin ein sehr zielstrebiger Mensch, und die Dinge, die ich mache, erreiche ich meistens in kurzer Zeit bis zur Spitze“, erklärt er. Doch hatte er den 7. DAN schon immer vor Augen? „Natürlich hat sich das über die Zeit entwickelt. Wenn du als Weißgurt anfängst im Jahre 1990, dann hast du jetzt nicht gleich den 7. DAN vor Augen. Aber mir war dann schon irgendwann mal klar, dass ich eben immer mehr an die Spitze des Berges komme. Und ja, ich bin da sehr zielstrebig.“
Vorbild sein – für die nächste Generation
Für sich selbst nimmt Großmeister Dr. Andreas Held aus der Prüfung keine neuen Erkenntnisse mit – doch er hofft, anderen als Vorbild zu dienen.
„Ich hoffe, dass ich hier als Vorbildfunktion diene, um den Leuten aufzuzeigen, wie fit man auch im Alter noch sein kann. Ziele zu erreichen, kontinuierlich daran zu arbeiten, ein großer Menschenfreund zu sein, Geduld zu haben für sein Umfeld. Auch an sich selbst immer wieder zu arbeiten, den inneren Schweinehund auf Null zu bringen, um seine Ziele letztendlich zu erreichen.“
Gab es Momente, in denen er ans Aufgeben dachte?
Der Weg war nicht immer klar vorgezeichnet. „Während meiner Kampfsportkarriere gab es eigentlich nie wirklich den Gedanken, damit aufzuhören“, erinnert sich Großmeister Dr. Held. „Vielleicht in der Anfangszeit, zwischen Weiß- bis Grüngurt. Da war mir noch nicht bewusst, wie viel Taekwondo letztendlich für mich bedeuten würde.“
Zu dieser Zeit spielte er noch hochrangig Fußball in Deutschland und hatte durch sein Sportstudium Zugang zu vielen anderen Sportarten. „Aber spätestens ab Grüngurt war mir klar: Ich will eine Taekwondo-Schule haben. Ich möchte hauptberuflich im Taekwondo tätig sein. Ich möchte weg von dem Nest meiner Meister und etwas Eigenes kreieren.“
Was ihn bis heute motiviert? „Das Manifestieren. Ich liebe es, Ideen zu haben oder zu sehen, wie sich Menschen im Taekwondo verändern. Wie sie bei Null anfangen, noch nichts können und sich zu Meistern entwickeln über die Jahre hinweg. Man verändert hier wirklich im großen Stil Leben – körperlich, mental, emotional und in der Gemeinschaft.“
Die Meister, die den Weg prägten
Auf seinem Weg hatte Dr. Held viele wichtige Lehrer und Mentoren. „Ich hatte etliche Lehrer und Vorbilder und Mentoren auf meinem Weg“, erzählt er. Alles begann in seinem Heimatdorf bei Großmeister Franz Bader, bei dem er mit 15 Jahren anfing. „Er war immer auch ein großes Vorbild für mich, ist er nach wie vor. Ist schon knapp an die 70, aber schaut gut aus, ist topfit, macht nach wie vor Taekwondo, verbreitet die Idee.“
Dann kam Großmeister Reinhold Fixle aus der Nachbarstadt. „Da bin ich auch immer hingetingelt, sechs Mal die Woche, halbe Stunde hin, halbe Stunde zurück. Da möchte ich mich auch herzlich bedanken – also sowohl beim Großmeister Franz Bader als auch beim Großmeister Reinhold Fixle.“
Während der Studienzeit in München wurde Großmeister Georg Maier sein Mentor. „Der war über meine Studienzeit hinweg und auch meine Arbeitszeit in München lange mein Mentor. Auch sein Bruder, der Gerhard Maier, den ich vor allem bei den Trainingscamps immer wieder genießen durfte.“
Doch der wichtigste Mentor der letzten Jahrzehnte ist Großmeister Gerhard Brunner aus Amerika, der ihm auch die 7. DAN-Prüfung abnahm. „Wir sind eigentlich ständig im Austausch, auch mit Workshops und Lehrgängen und Camps. Ich besuche ihn manchmal auch in Amerika mit ein paar Schülern. Er ist für sein Alter auch super fit – 68 ist er jetzt, aber sehr jugendlich, sehr fit, sehr motiviert, täglich auch im Taekwondo Training zu sein, Training zu geben und die Philosophie einfach zu leben und zu verbreiten.“
„Danke an alle genannten Großmeister.“
Sein Rat an Schüler und DAN-Anwärter
Was rät Großmeister Dr. Andreas Held allen, die ebenfalls so weit kommen möchten?
„Also erstens mal: Ihr braucht Geduld, ihr braucht viel Ausdauer, viel Disziplin und vor allem Liebe zur Sache und Liebe zum Taekwondo. Weil ohne das funktioniert es nicht. Die Liebe zur Sache, die motiviert euch.“
„Bei hohen Graduierungen geht es nicht mehr nur um einen selbst, sondern darum, ein System aufzubauen. Das Taekwondo-System selbst zu leben und zu verbreiten – nicht nur in sich selbst, sondern auch nach außen.“
„Um diese Graduierung zu erreichen, musst du aktiv sein – nicht nur selbst trainieren, sondern auch Trainings geben, Trainings leiten, eine Schule haben, wo du es verbreitest und vermehrst.“
Die Zukunft – Expansion und der 8. DAN
Großmeister Dr. Held ruht sich nicht aus. Seine Vision für die Zukunft ist klar und ambitioniert. „Ich habe nach wie vor die Ziele, uns international aufzustellen, das traditionelle Taekwondo – vor allem das YU Taekwondo – international zu verbreiten, in verschiedenen Kontinenten, natürlich in Österreich nach wie vor auch noch mehr zu wachsen.“
Für 2026 hat er konkrete Pläne: „Mein Ziel für nächstes Jahr, wenn alles gut läuft in Kenia: drei Taekwondo-Standorte aufzumachen zusätzlich zum YU-Resort. Wir möchten in Dubai einen weiteren Standort aufmachen. Wir möchten in Österreich ein paar Standorte aufmachen.“
Sein übergeordnetes Ziel? „Mein Ziel nach wie vor ist Expansion, Verbreitung der Idee, Optimierung des Bestehenden, viele Arbeitsplätze schaffen für Trainer, die den Traum des Taekwondo leben wollen.“
Und der 8. DAN? „Für mich privat der 8. DAN – na ja, klar, der kommt ja durch das, was ich tue, dann auf dem Weg – der Weg ist das Ziel – automatisch. Und zwar nach acht Jahren. Also wenn ich kontinuierlich dranbleibe, dann werde ich in acht Jahren, sprich dann im Jahre 2033, die nächste Stufe meistern.“
Ein Leben für die Kampfkunst
Die 7. DAN-Prüfung von Großmeister Dr. Andreas Held ist mehr als nur eine Graduierung – sie ist der Beweis für 27 Jahre Hingabe, Disziplin und Liebe zum Taekwondo. Sie zeigt, dass Meisterschaft kein Ziel ist, sondern ein Weg, der niemals endet.
Für die YU Taekwondo Community ist diese Prüfung ein historischer Moment und eine Inspiration: Mit Geduld, Ausdauer und der Liebe zur Sache ist alles möglich.
Großmeister Dr. Andreas Held ist nicht nur ein Meister des Taekwondo – er ist ein Vorbild für alle, die den Weg der Kampfkunst beschreiten.
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